Sicher ist nach der Planinsolvenz, die in den kommenden Tagen vollends abgeschlossen wird, dass auf der kommenden Mitgliederversammlung (Termin steht noch aus) ein neuer Vorstandsvorsitzender gewählt werden muss. Torsten Schumacher wird sich aus privaten Gründen nicht mehr zur Wahl stellen. Geplant ist zudem die Implementierung eines Aufsichtsrats.
Dass die Fan-Aktionen der letzten Wochen mitentscheidend für die Rettung waren, verdeutlichen die nackten Zahlen. Alleine die Anhänger brachten unter anderem durch den Verkauf nicht mehr erhältlicher alter Devotionalien 6.500 Euro ein, 6.900 kamen durch Spenden (u.a. über facebook), Firmen, Sponsoren und Gönner steuerten den Rest bei. Damit können alle offenen Forderungen seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens nun beglichen werden. Eine erfolgreich bewältigte Herkulesaufgabe, bedenkt man, welchen Satz der begleitende Rechtsanwalt André Dobiey kurz nach dem Beginn der Pressekonferenz am Montagmittag brachte: "Wir haben viele Planinsolvenzen bei Sportvereinen erfolgreich abgeschlossen. Doch das hier war mit Abstand die schwerste."
Wir haben viele Planinsolvenzen bei Sportvereinen erfolgreich abgeschlossen. Doch das hier war mit Abstand die schwerste.
Rechtsanwalt André Dobiey
Was optimistisch stimmt: Ein Geldgeber hat bereits die vertragliche Zusicherung für die kommende Spielzeit gegeben, es handelt sich hierbei auch um einen höheren Betrag. Den Namen des Sponsors konnte - lies: durfte - Schumacher aber noch nicht bekanntgeben. Dies will der Verein in naher Zukunft machen.
Offen bleibt, inwiefern es dem ESC ermöglicht wird, endlich Einnahmen aus dem Catering bei Heimspielen zu generieren und mehr städtische Unterstützung zu erhalten. Wie die Verantwortlichen in den letzten Monaten immer wieder betonten, ist es in hohem Maße problematisch, dass durch Speisen und Getränke keinerlei Geld in die Klubkasse kommt. Ein klarer Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Vereinen in der Liga (z.B. Herne) und eine Tatsache, über die zum Wohle der Moskitos geredet werden muss. Der Klub konnte aber vermelden, dass sich "zahlreiche namhafte Vertreter aus der Essener Wirtschaft dazu bereit erklärt haben, sich in Zukunft aktiv in die Geschicke des Vereins einzubringen und auch die Stadt Essen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu beitragen wird, zur Verbesserung der äußerst schwierigen Rahmenbedingungen beizutragen."
Vorsichtiger Optimismus scheint also auch da angebracht. "Die Stadt hat sich bewegt, die Gespräche laufen an. Das sind zum Teil sehr dicke Bretter, die man anbohren muss, aber wir sehen von überall den sehr guten Willen, sich von Seiten einiger Mitarbeiter aktiv in die Gespräche einzubringen. Stand heute konnten wir noch keine Vorteile schaffen", hieß es seitens Schumacher und Dobiey auf der Pressekonferenz. Auch will das Anwaltsteam von "Niering Stock Tömp Insolvenzverwaltung" dem Klub weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wer bleibt am Westbahnhof?
Nun können sich Manager Michael Rumrich, dessen Zukunft an der Curtiusstraße noch nicht zu 100 Prozent geklärt ist (die Tendenz geht aber klar in Richtung Verbleib) und das Trainerteam um Frank Gentges und Marc Dlugas darum kümmern, ihre Leistungsträger im lila-grünen Trikot zu halten. Nach aktuellem Stand hat kein Akteur einen Kontrakt für die kommende Saison, aber umso mehr Angebote der Konkurrenz (RS berichtete).
Rumrich ist aber durchaus zuversichtlich, was den Verbleib der Leistungsträger betrifft: "Bevor diese ganze Aktion hier begonnen hat, haben wir mit den Jungs gesprochen. Da war die Bereitschaft, zu bleiben, da. In den letzten Wochen habe ich mit den Spielern nicht mehr gesprochen. Wir haben morgen um 18 Uhr ein letztes Treffen in der Kabine, da werden wir noch einmal direkt mit dem einen oder anderen sprechen. Aber man muss jetzt erstmal zehn, zwölf Tage abwarten und Geduld haben, dann können wir vielleicht ein bisschen mehr sagen. Ich gehe aber davon aus, dass der Großteil bleibt."